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Muho's video: 161 Eros - auf der Suche nach der verlorenen H lfte 3 Februar 2021

@(161) Eros - auf der Suche nach der verlorenen Hälfte? 3. Februar 2021
Auszug aus "Das Meer weist keinen Fluss zurück": Was haben James Bond, Luke Skywalker und Harry Potter gemeinsam? Richtig, es sind moderne Helden, die jeder aus dem Kino oder aus Büchern kennt. Aber noch etwas verbindet sie: Sie haben alle drei früh ihre Eltern verloren. Keine Mutter hat dem Spion im Dienst ihrer Majestät je Plätzchen zu Weihnachten geschickt. Ein ähnliches Schicksal traf Superman, Batman und Spider-Man. Und Hänsel und Gretel schlugen sich alleine durch den dunklen Wald, weil die Eltern sich in ihrer Not nicht anders zu helfen wussten, als ihre Kinder auszusetzen. Kinder ohne Eltern. Kinder, verlassen und allein auf weiter Flur. Mir scheint, dass selbst Jesus in dieses Schema passt. Man kann davon ausgehen, dass seine Kindheit geprägt war von der Frage: Wer ist mein wirklicher Vater? Sein Verhältnis zur Mutter gibt ebenfalls Rätsel auf. Während der Hochzeit zu Kana, bei der Jesus Wasser in Wein verwandelt, will er von Maria wissen: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?“ Ich denke, das zeigt Jesus‘ Suche nach einem Daseinsgrund. Er stellt die Fragen, die uns allen wohl schon mal den Schlaf geraubt haben: Wer bin ich? Und warum bin ich hier? Die er für seine Eltern hielt, Maria und Josef, vermochten ihm darauf keine Antwort zu geben. Später ruft Jesus am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Den Theologen haben diese Worte viele Schwierigkeiten bereitet. Warum soll sich Jesus am Kreuz von Gott, seinem Vater, verlassen fühlen? Geschah es nicht aus freien Stücken, dass er das Kreuz auf sich nahm? Hat er sich nicht dem Willen des Vaters vollkommen überlassen? Und überhaupt: War Jesus nicht selbst Gott? Zahlreich und voller hermeneutischer Finesse sind die Antworten, die die Kirche über die Jahrhunderte auf diese Fragen gefunden hat. Unbezweifelbar blieb dabei nur eines: Mit Jesus am Kreuz spricht ein Mensch, der sich von der Welt verlassen fühlt, der ganz allein ist in seinem Leid. Warum üben gerade die elternlosen oder verlassenen Kinder und jungen Erwachsenen eine so große Faszination auf uns aus, wenn wir ihnen in Filmen oder in der Literatur begegnen? Weil wir uns alle mit ihnen identifizieren können. Auch wenn wir unsere Eltern noch haben, ändert das nichts daran, dass wir uns in so mancher Stunde vom Leben selbst stiefmütterlich behandelt fühlen. Jeder von uns wird allein in diese Welt geboren, und jeder von uns ist allein, wenn er stirbt. Man kann sogar sagen, dass jeder mit seiner eigenen Welt geboren wird, und wenn er stirbt, stirbt diese Welt mit ihm. Auch während der siebzig, achtzig Jahre, die jemand in seiner Welt lebt, ist er allein. Es gibt nur einen Menschen, durch dessen Augen er die Welt sieht, nur einen, mit dessen Ohren er hört, und auch nur einen, dessen Gedanken und Gefühle er wirklich versteht; das ist er selbst. Zu dem, was Außenwelt heißt und was er mit seinen Mitmenschen teilt, scheint er nur indirekten Zugang zu haben, und die Innenwelt der anderen bleibt ihm sogar oft ganz verschlossen. Oder gilt das etwa nur für mich? Keiner will sein Leben lang allein sein in der Welt. Wir sehnen uns nach Nähe, Wärme, Zärtlichkeit, Mitgefühl. Wir wünschen uns, andere Menschen verstehen zu können und von ihnen verstanden zu werden. Wir wollen lieben und geliebt werden, nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt. An was für eine Liebe denken wir dabei? An unbedingte, vorbehaltlose Liebe, die uns Teil eines größeren Ganzen werden lässt; an Liebe, die uns so akzeptiert, wie wir sind, und uns gleichzeitig Raum lässt zu wachsen. Liebe, die an unsere Möglichkeiten glaubt und sie fördert... Die Geborgenheit, die ein Kind bei der Mutter erfährt. Das Aufatmen bei der Rückkehr in die seit der Kindheit vertraute Natur. Die Verbundenheit mit der eigenen Sprache. All das sind Aspekte von Storge. Viele Menschen werden aber beim Stichwort „Liebe“ spontan an etwas ganz anderes denken: an das so schwer zu beschreibende, Kopf und Herz und Bauch erfassende und in Besitz nehmende Gefühl, das ein Dichter einmal „Himmelsmacht“ genannt hat. Von Geborgenheit kann bei dieser Form der Liebe erst einmal keine Rede sein. Im Gegenteil. Wer sich verliebt hat, dessen Sehnsucht wird so stark, dass es ihn aus dem Haus und auf die Straße treibt, nur hin zum Zentrum der Sehnsucht, so schnell wie möglich und voller Aufregung. Man weiß, dass man in den Armen des anderen das höchste Glück finden wird. Man will mit ihm eins sein, und zwar eins im Herzen und mit dem Körper. Diese Liebe hat also auch eine immense körperliche Komponente. Die Griechen nannten sie Eros.

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Muho
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This video was published on 2021-02-03 08:30:07 GMT by @Muho-N%C3%B6lke on Youtube. Muho has total 14.8K subscribers on Youtube and has a total of 1.6K video.This video has received 48 Likes which are higher than the average likes that Muho gets . @Muho-N%C3%B6lke receives an average views of 775 per video on Youtube.This video has received 51 comments which are higher than the average comments that Muho gets . Overall the views for this video was lower than the average for the profile.

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