Renate Sassmann's video: Singen am 1 Mai 2020 f r Richard Wadan beim Deserteurdenkmal in Wien

der Chor TrotzAlleDem singt mit Kurt Winterstein und Albert Dlabaja sowie dem anwesenden Publikum für den kürzlich verstorbenen Richard Wadani. Richard Wadani, geboren 1922 in Prag und nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht mit seiner Familie nach Wien geflüchtet, ist heute Nacht in Wien verstorben. Zeit seines Lebens war Richard aufrechter Antifaschist. Er meldet sich auf Anraten freiwillig zur Wehrmacht, um dort als Mechaniker zu arbeiten. Erst 1941 wird er an die Front verlegt. Im Frühling 1942 scheiterte sein erster Fluchtversuch an der Ostfront. Ihm war klar, dass die Desertation nur an der Front gelingen konnte, ein 2. Versuch am 16. Oktober 1944 in der Normandie glückte und Richard schloss sich der tschechoslowakischen Einheit der Alliierten an. Mit ihnen gelangt er später nach London. Zurück in Wien im Jahre 1946 war ihm schnell bewusst, dass es schwierige Jahr für ihn werden würden. Er wurde als Verräter angesehen und war gesellschaftlicher Diffamierung ausgesetzt. Doch Richard ließ sich nie in die Opferrolle drängen und kämpfte über Jahrzehnte für das Ansehen der Deserteure aus der deutschen Wehrmacht. Es dauerte viele Jahre, bis hier endlich Bewegung in die Sache gekommen ist. 2002, nach Gründung des Personenkomitees "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz", tritt er dort als Sprecher auf. Das Komitee machte unter anderem darauf aufmerksam, dass die größte Zahl an Denkmälern in Österreich Krieger- bzw. Gefallenendenkmäler seien, von denen Deserteure jedoch ausgeschlossen seien. Ein großer Erfolg des Komitees war letztendlich die Gestaltung und Einweihung des Denkmals für die Opfer der NS Militärjustiz am Wiener Ballhausplatz 2014. Aber auch die gesetzliche Rehabilitierung der Deserteure aus der deutschen Wehrmacht war ein großes Anliegen für Richard und seine Mitstreiter*innen. Gesetzliche Gleichstellung wurde unter anderem dank Wadani und der Zusammenarbeit mit den Grünen - gemeinsam mit Terezija Stoisits, Harald Walser, David Ellensohn, Birgit Hebein und anderen - mit dem Anerkennungsgesetz 2005 erreicht, das Deserteure sozialrechtlich mit anderen NS-Opfergruppen gleichstellte. In Anerkennung seiner Arbeit wurde Richard Wadani 2007 mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs geehrt. Sein ganzes Leben war Richard ein „politischer“ Mensch, immer interessiert am aktuellen Zeitgeschehen und gut informiert, was die politische Lage in Österreich und Europa betraf. Seine Analysen und Expertisen waren immer auf sozial gerechte, antifaschistische Politik ausgerichtet, er wurde damit zum Mentor, Lehrer und Mahner der Nachkriegsgenerationen und wichtiger Freund in vielen Lebenslagen. Genau diese Gespräche mit Richard werden uns sehr fehlen. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt in diesen schweren Stunden seiner Frau Linde, die immer an Richards Seite war und seiner gesamten Familie. Wir werden nicht vergessen und den Auftrag weiterführen.